Das Irrlicht von Wiesmoor – Friesenzeit Podcast Folge 4

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Jürgen Jester

Hallo liebe Hörer und Hörerinnen, nach einer etwas längeren Pause komme ich heute mit einer neuen Folge zurück. Ja, das Leben bietet, wie auch in dieser Folge häufig mal Ups and Downs, die nicht vorhersehbar sind. Wen es interessiert, ich verliere leider gerade betriebsbedingt gerade meine Anstellung bei einem hiesigen Unternehmen, bei dem ich gute fünfzehn Jahre gerne gearbeitet habe (und bin daher ich auch für jeden Tipp dankbar, mehr ganz unten am Ende des Textes*). Aber es ist nur ein Job und nicht mein Interesse an der Friesenzeit, das gerade dem Backlauf folgt. Daher nun zurück zur neuen Folge, die ich nicht weiter ausbremsen will. Und weil es ja so „gut tut“, mit einer Geschichte aus meiner neuen Heimatstadt Wiesmoor, die euch hoffentlich beim Einschlafen und Träumen etwas Hilfe leisten kann.

Wie immer freue ich mich natürlich über jeden Kommentar :)

Viele liebe Grüße aus Wiesmoor,
Jürgen Jester

Transcript: Friesenzeit – Das Irrlicht von Wiesmoor
Nur wenige Kilometer östlichen, des heutigen Stadtkerns von Wiesmoor und eingeschlossen in nebelverhangene Torfmoore, befand sich vor etwa 200 Jahren inmitten in der Natur ein ungewöhnlich stattliches Anwesen.

Die meisten Siedler-Familien Ostfrieslands litten in dieser Zeit bittere Armut. Und da sich viele Dinge bekanntlich nie ändern, gab es auch in dieser Zeit Menschen, die sich auf dem Leid anderer Ihren Wohlstand aufbauten.

Eine der wohlhabenden Familien war zu dieser Zeit in der Region weithin wegen ihrer Rücksichslosigkeit bekannt und gefürchtet. Tamme, Hausherr und Familienoberhaupt war zwar schon alt, doch er herrschte mit eiserner Faust über sein Gut und unterjochte Angestellten und Familie gleichermaßen. Er hatte wiederum vier Söhne, die mitsamt Ihren Familien und Kindern ebenfalls den Hof bewohnten.

Tradition und der strenge Verhaltenskodex in der großen Familie schweißte alle zusammen wie Pech und Schwefel. Absolut niemand wagte es, zwischen Tamme und seine Interessen zu gelangen. Man munkelt, dass das Familienoberhaupt vor nichts zurückschreckte, um seinen Willen zu bekommen. Und wer hier im Moor und dem kleinen Kirchdorf bei Gesundheit bleiben wollte, tat gut darand dieser Familie aus dem Weg zu gehen.

Doch wie es das Schicksal will, begann genau in dieser Welt der Niedertracht eine verbotene Liebe zu erblühen. Der älteste Sohn Tammes, Tjark, hatte eine schöne Tochter, die junge und kreative Emma. Ja und ausgerechnet Sie hatte das Herz eines Fremden erobert, der auf der Suche nach Arbeit durch Wiesmoor gekommen war.

Sein Name war Matthias, ein gut aussehender und charismatischer junger Mann, der angeblich weit aus dem Süden des Landes kam.

Matthias, ein kräftiger Bursche, half einem jungen Siedler-Eherpaar auf deren Land. Für seine Unterkunft in dem kleinen Haus, musste er wie alle hart Arbeiten. Jedoch seit er Emma kennengelernt hatte, wünschte er sich, seiner Liebe hier etwas aufzubauen.

Und wie es so kommen musste, verbanden sich Ihre Herzen. Die gesellschaftlichen und familiären Grenzen die ihnen im Weg standen nahmen die liebenden nicht wahr.
Abseits der täglichen arbeit nutzen sie jede Chance sich so oft es geht zu sehen und die gegebene Zeit möglichst zusammen zu verbringen.

Doch Emmas Vater Tjark war ein so strenger Mann, der seinem eigenen Vater nacheiferte als wäre er ein jüngeres Abbild Tammes. Und als Emma ihm eines Tages von der Beziehung erzählte und offenbarte dass sie Matthias heiraten wolle, war er außer sich vor Wut. So verbot Tjark seiner Tochter ihre Beziehung und jeden weiteren Kontakt zu einem Habenichts. Noch am selben Tag wurde Emma in ihrem Zimmer eingeschlossen und durfte das Haus nicht mehr verlassen.

Entschlossen, die junge Liebe im Keim zu ersticken, hatte Tjark bereits einen Plan, sollte der Bursche um sie kämpfen wollen. Er wollte nur sicher gehen, die Tochter von dem jungen Mann für immer zu trennen.

Die Entführung

Matthias wartete achon zwei ganze Tage und verzehrte sich danach, Emma wieder zu sehen. Aber als ihn selbst am dritten Tag keine Nachricht erreichte und Emma seit Tagen nicht im Ort gesehen wurde, beschloss er, sich auf den Weg zum Gut ihrer Familie zu machen. Sie hatte es ihm verboten, sie zu besuchen – aber was sollte er tun?

So kam es wie es kommen musste und der ahnungslose Matthias, der nichts von der Gefahr ahnte, durchschritt eine Stunde später das Tor des Anwesens weit außerhalb der Stadt.

An diesem schicksalhaften Abend, hingen dunkle Wolken über Wiesmoor, als Tjark und seine treuen Brüder Enno und Weert, ihren finsteren Plan ausführten.

Emma hörte ein Gemenge im Haus, Geschrei, und Mobiliar, das zu bruch ging. Doch dann war alles wieder still. Sie musste hinaus, doch so sehr sie tobte, schrie und rüttelte, Ihre Tür blieb standhaft und fest verschlossen.

Inzwischen verfrachteten die Brüder den bewusstlosen Körper Mathias auf einen Karren, und machten sich im Schutz der Nacht auf den Weg tief ins Moor.

Als Matthias wieder zu sich kam, waren da nur die hämmernden Kopfschmerzen. Man hatte ihn tatsächlich niedergeschlagen und gefesselt. Er war in großer Gefahr. Die Brüder hatten ihn vom Anwesen weggeschafft … aber wohin? Und warum?

In einem abgelegenen Bereich des Moores, von dem selbst die Einheimischen wussten, dass das betreten gefährlich war, waren sie mit dem Karren an ihrem Ziel angekommen.

Das Moor war tückisch, mit trügerischen Schlammschichten, die einen Menschen leicht verschlingen konnten. Die Brüder, deren Herzen von ihrer kalten Entschlossenheit verzehrt und vom Einfluss des Vaters vergiftet wurden, luden den Gefangenen gob ab. Sie namen den sich windenden Körper an Händen und Füßen und warfen ihn mit aller kraft ins Moor. Dann drehten sie sich um und machten sich ohne ein weiteres Wort auf den Rückweg zum Vater und verdammten Matthias zu einem langsamen und qualvollen Tod.

Die verzweifelte Suche

Mit allem was das Mobiliar hergab, schlug Emma auf die Tür ihres Gefängnisses ein bis die Tür irgendwann nachgab. Und als sie ihren Vater und die anderen Erwachsenen nicht fand, schnappte sie sich eine Laterne von der Wand und rannte aus dem großen Haus.
Tamme, der sie am Tor des Hofes aufhalten wollte, appelierte an Ihre Vernunft und erzählte ihr, dass seine Söhne sich um das Familienproblem kümmerten. Emma spuckte den alten Mann an und ehe dieser reagieren konnte, rannte sie hasserfüllt in die Dunkelheit davon.

Unbeirrt von allen Warnungen und Geschichten von verlorenen Seelen im Moor lief sie in das Sumpfland. Nur mit einer flackernden Laterne und einer verzweifelten Hoffnung im Herzen bewaffnet.

Sie weigerte sich zu glauben, dass ihre Liebe für immer verloren war. Von Trauer verzehrt und von der unsterblichen Liebe getrieben, schwor sie sich, ihn zu finden.

Die Minuten wurden zu Stunden und die nacht wieder zum Tag, aber Emmas unerschütterliche Entschlossenheit ließ sie nicht aufgeben. Sie watete durch den Nebel und zerriss sich an den vielen Dornen Kleider und Haut. Sie kämpfte sich durch das verworrene Schilf und rief Matthias‘ Namen. Ihre Stimme versagte, sie war bereits heiser und trotz ihrer tapferen Bemühungen blieb er unauffindbar, verloren in dem unerbittlichen Labyrinth des Torfmoores.

Emma wurde nie wieder gesehen. Die tragischen Ereignisse jener schicksalhaften Nacht, über die von Wiesmoor bis Großefehn leise gesprochen wurde, wurden mit der Zeit zu einer Legende. Die Einheimischen behaupteten, man hätte ätherische Lichter inmitten des Nebels tanzen sehen und das Echo einer rufenden Stimmen im Wind gehört. Manche glaubten, es sei Emma, die noch immer auf der Suche nach ihrer verlorenen Liebe war.

Aus Jahren wurden Jahrzehnte, und Tjark, der nach dem Tod Tammes der neue Hausherr war, wurde nicht nur von den Geistererscheinungen seiner Tochter heimgesucht, sondern auch von seiner eigenen Schuld und Reue. Die Last seiner Taten begann, einen Tribut von seinem alternden Herzen zu fordern. Während das Anwesen langsam verfiel, verschlechterte sich auch Tjark Gesundheitszustand rapide. Es schien, als ob sein Herz unter der Last seiner Sünden langsam zerbrechen würde.

In einer stürmischen Nacht, als der Wind heulte und der Regen gegen die Fenster des verfallenen Anwesens peitschte, tat Tjark seinen letzten Atemzug. Man entdeckte ihn leblos in seinem Arbeitszimmer, ein Ausdruck tiefer Trauer auf seinem Gesicht. Es hieß, sein Herz habe schließlich der Last seiner Schuld nachgegeben, und er sei an gebrochenem Herzen gestorben.

Nach dem Tod Emmas Vater verfiel das Anwesen immer mehr. Der große Sale, einst erfüllt von Lachen und Opulenz, wurden von Dunkelheit und Melancholie umhüllt. Doch die Legende von Emma und Matthias blieb bestehen, überdauerte die Zeit und wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Bis zum heutigen Tag ist das Moor in ganz Ostfriesland ein Ort von Intrigen und Geheimnisse geblieben. Einheimische behaupten hin und wieder, flackernde Lichter zu sehen, die im Nebel tanzen, als würden sie von einer jenseitigen Präsenz geleitet. Das Geflüster von einem Geisterpaar, das für immer in einer verlorenen, aber nie vergessenen Liebe verwoben ist, hallt immer noch durch das windgepeitschte Moor, wenn wieder dunkle Wolken über Wiesmoor hängen.

Manche glauben, dass es der Geist von Emma ist, die auf der ewigen Suche nach ihrem geliebten Matthias ist. Es heißt, ihre Liebe sei so rein und ihre Entschlossenheit so stark gewesen, dass sie an das irdische Reich gebunden war und für immer nach einer Wiedervereinigung suchte, die nie stattfinden konnte. Die gespenstischen Lichter und Stimmen erinnern die Macht der Liebe und die Folgen verbotener Begierden.

Und so fesselt die Geschichte der gewissenlosen Familie, der verbotenen Liebe und des verwunschenen Torfmoores von Wiesmoor weiterhin die Phantasie derer, die es wagen, die Geheimnisse zu erforschen, die unter dem Nebel Ostfrieslands liegen.

Die Legende dient als warnendes Beispiel oder als Erinnerung daran, dass auch die Mächtigsten und Reichsten unter uns nicht vor den Folgen ihres Handelns und der Tragweite ihrer Entscheidungen gefeit sind.

Denn wenn wir eines Tages diese Welt hinter uns lassen, werden wir nichts von alldem mitnehmen können, was wir besitzen. Wer dann zurückblickt, den Tod vor Augen, wird hoffentlich vorher erkannt haben, dass nicht der Mensch am meisten gelebt hat, der die meisten Jahre zählt. Nein, es wird der sein, der in seinem Leben am meisten empfunden hat.

Und während der Nebel wieder einmal die Stadt Wiesmoor in eine himmlische Umarmung hüllt, endet hier die heutige Friesenzeit.

Danke fürs Hören,
euer Jürgen

Musik von PixaBay:
Titel-Musik von Friesenzeit von Julius H. from Pixabay

Music by Ashot Danielyan from Pixabay

Music by Samuel F. Johanns from Pixabay

* Thema Job und falls jemand von euch jemanden kennt … habe ich hier dem Podcast eine kleine Packungsbeilage verpasst:

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Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Zeit nehmen würden, mein Portfolio anzuschauen und zu sehen, wie meine Fähigkeiten und Erfahrungen zu Ihrer offenen Stelle passen. Vielleicht können wir gemeinsam etwas Großartiges erreichen!

Bitte nehmen Sie Kontakt mit mir auf, um weitere Einzelheiten zu besprechen. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören und mehr über Ihre Firma zu erfahren.

Mit freundlichen Grüßen aus Wiesmoor,
Jürgen Jester

Jürgen

Ich bin Jürgen und als glücklicher Familienpapa und arbeite als Mediendesigner in Wiesmoor und entdecke mit unserer kleinen Familie die Welt. Was uns wichtig erscheint, müssen wir hier in unserem Blog niederschreiben. Abonniere uns, damit du immer auf dem Laufenden bleibst: Wir posten Fotos auf Instagram und haben dem Podcast nun auch einen Kanal unter Friesenzeit dort eingerichtet :-) Bis bald! PS: 'Nakieken' ist übrigens Plattdeutsch und bedeutet soviel wie "genauer hinsehen" und genau das ist Programm hier im Blog.

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