Welche Medikamente gehören in die Reiseapotheke?
Muss die Reiseapotheke wirklich mit? Gibt es nicht auch im europäischen Ausland Ärzte, Krankenhäuser und Apotheken? Alle Fragen sind mit „Ja“ zu beantworten und die Reiseapotheke gehört insbesondere im Familienurlaub und bei chronisch Kranken und auf Fernreisen unbedingt ins Urlaubsgepäck. Doch welche Medikamente sind sinnvoll und welche Vorsorgemaßnahmen sollten getroffen werden?
Im Ausland möchte keiner krank werden. Wie es erst bei einem Urlaub in Ägypten ist… hier wird ein Arzt oder auch nur die Medizin im Ernstfall richtig teuer, wie wir am eigenen Leib erfahren durften. Doch diese Sorgen möchte ich niemandem unnötig einreden, denn man kann dem vorbeugen. Und das möchte ich in den nächsten Zeilen auf den Punkt bringen.
Welche Medikamente gehören in die Reiseapotheke
Die Hygienestandards im Urlaub entsprechen oft nicht unseren gewohnten Standards. Der Familienurlaub endet schnell im Drama, denn auch das Essen im Restaurant, die Swimming-Pools und selbst das Zähneputzen kann zu Infektionen führen, die im fernen Urlaubsland ohnehin weitaus häufiger auftreten. Aber auch andere Krankheiten wie Hepatitis, Tollwut und Typhus sind weiter verbreitet als in westlichen Ländern. Hinzu kommen Jetlag und Temperaturunterschiede, die Gefahr von Quallen und Seeigeln im Wasser und der fast unvermeidliche Sonnenbrand, die den Familienurlaub beeinträchtigen können. Eigens für den Sonnenschutz entwickelte Schwimmkleidung ist besonders für Kinder empfehlenswert, aber auch eine präventive Einnahme (mindestens einige Wochen) von Beta-Karotin-Präparaten helfen der Haut, sich gegen schädliche UV-Strahlen zu wehren.
Folgende Indikationen sollte man mit der eigenen Reiseapotheke abdecken: Fieber, Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Sodbrennen, Blähungen und gasbedingte Bauchkrämpfe, Insektenstiche, allergische Hautentzündungen, leichte Schürf- und Kratzwunden sowie leichte Verbrennungen z.B. Sonnenbrand, Schnupfen. Natürlich sollte man auch über Pflaster und Desinfektionsmittel verfügen – letzteres gibt es in kleinen flugtauglichen Dosierungen.
Welche Symptome können häufiger im Urlaub auftreten?
Magen- und Darmprobleme (Durchfall) kommen häufig vor
- Kohletabletten oder Loperamid, Antinal.
Maßnahmen gegen Hautprobleme oder Allergien
- Sonnenschutzmittel
- Mücken und Zeckenschutz
- Schnupfenspray, insbesondere für Kinder
- Antihistamin
Unsere häufigsten Begleiter: Schmerzmittel und Fiebersenkung
- Paracetamol
- Ibuprofen
Wenn es zu Verletzungen kommen sollte
- Antiseptikum, wie Pvodion-Jod zur Wunddesinfektion
- Wundschnellverband
- Pflaster
Reisekrankheit (oft durch das Schaukeln bei Busreisen im Zielland)
- Medikamente mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat
- Kaugummi, Bonbons, Pfefferminze wirken Übelkeit entgegen
- Plastiktüte (falls sich jemand übergeben muss)
- eventuell Tabletten zur Wasseraufbereitung
- Nasentropfen für Kinder zum Druckauslgeich bei Start und Landung.
Prophylaxe und chronische Erkrankungen
Welche Impfungen in welchen Zielländern ratsam sind und speziell für den Familienurlaub mit Kindern, kann bei Krankenkassen, Apotheken, Reisemedizinern oder auch in den Tropeninstituten erfragt werden. Sind mehrere Impfungen erforderlich, so kann zwischen den Impfungen ein mehrwöchiger Abstand erforderlich sein, wenn sich manche der Wirkstoffe schlecht miteinander vertragen. Grundsätzlich wird der Abschluss aller Impfungen bis ungefähr vier Wochen vor Reiseantritt empfohlen, aber selbst kurz vor Abflug kann ein Impfschutz noch ratsam sein. Denn selbst eine späte Impfung ist besser als gar keine.
Insbesondere auf Fernreisen wird die Einnahme von Malaria-Prophylaxen empfohlen, die auch im Urlaubsland fortgesetzt werden muss. Der häufigsten parasitären Erkrankung der Welt, die unbehandelt schnell zum Tode führt, kann bereits im Heimatland vorgebeugt werden.
Grundsätzlich empfiehlt sich auf Reisen in tropische Länder ein effektiver Mücken- und Zeckenschutz (Spray, Lotion), der ungefähr alle drei Stunden neu aufgetragen werden sollte. Selbst der ungeliebte, da dauerhaft schädliche, aber in tropischen Ländern üblicherweise in Mosquito-Repellants verwendete Wirkstoff DEET ist der Übertragung von Infektionen durch Mosquitos vorzuziehen.
Einfuhrbestimmungen bei der Medikamentenmitnahme
Medikamente für chronisch Kranke gehören ins Handgepäck. Ein Vorrat für etwa eine Woche sollte dort mitgeführt werden, während weitere ausreichende Vorräte im Bordgepäck transportiert werden können. Sollte das Gepäck verspätet eintreffen oder gar verloren gehen oder eine ungeplante, längere Umleitung auf einen anderen Airport erfolgen, so bleibt noch ausreichend Zeit, sich auch im Zielland neu mit den wichtigen Medikamenten einzudecken.
Für die eingeführten Medikamente bestehen in den Urlaubsländern unterschiedliche Regelungen, die unbedingt beachtet werden sollte. Für mitgebrachte Medikamente sollte eine mehrsprachige ärztliche Bescheinigung, die alle benötigten Medikamente und Gegenstände (so auch etwa Spritzen bei Insulinerkrankungen) auflistet. Diese Bescheinigung gehört selbstverständlich auch ins Handgepäck und muss Unterschrift und Stempel des Arztes tragen. Vordrucke und Formulare der internationalen Medikamentenbescheinigung haben der ADAC und das Auswärtige Amt. Wichtig ist auch, die Medikamente zusammen mit dem Beipackzettel in ihrer Originalverpackung zu belassen. Bestimmte Medikamente, starke Schmerzmittel, einige Beruhigungsmittel und Psychopharmaka erfordern in manchen Ländern, zum Beispiel Singapur, vor Antritt der Reise die Einfuhr genehmigt sein.
Sichere Aufbewahrung der Reiseapotheke
Als einfacher Hitzeschutz für den Transport der Medikamente können diese in Alu-Folie gewickelt werden. Diese erhitzt sie sich selbst in praller Sonne nur wenig, während die ungeschützte Mitnahme im Familienurlaub die Medikamente schnell bis auf 70 Grad erwärmen kann, was zu Zersetzung und Wirksamkeitseinbußen führt.
Beim Familienurlaub in tropischen Ländernsollte man auf Zäpfchen am besten verzichten, da diese sich sehr schnell zersetzen, und selbst wenn ein Kühlschrank vorhanden ist, so ist die Energieversorgung nicht immer gesichert.
Ansonsten können die Medikamente für den Familienurlaub auch im Reisegepäck auch im Frachtraum des Fluges mitgeführt werden, denn die Temperaturen fallen dort nicht unter null Grad Celsius, was selbst die Insulinvorräte problemlos überstehen.
Wer gut vorbereitet ist, braucht sich keine Sorgen machen
Ein wenig Vorbereitung lässt den Familienurlaub zumindest nicht durch Erkrankung ins Wasser fallen. Einige Wochen vor Antritt der Reise einfach den Arzt, in der Apotheke oder bei der Krankenkasse informieren, welche Prophylaxe und Wirkstoffe im Zielland empfehlenswert sind, und welche Einfuhrbestimmungen es zu beachten gilt. Gut ausgerüstet mit einer wirkungsvollen Reiseapotheke kann dann der Familienurlaub in vollen Zügen genossen werden – Erholung garantiert.
Und vielleicht fliegen von euch noch ein paar in dieser Jahreszeit in die Sonne – daher bleibt bitte gesund, soviel Urlaub hat schließlich niemand, dass man diesen leichtsinnig riskiert!
Einen schönen Familienurlaub wünscht euch
Jürgen