Eine Sekunde vor 12: Warum habe ich den Klimawandel so unterschätzt und warum auch Du davor nicht die Augen verschließen kannst!
Leider bin ich kein Schauspieler oder jemand der tausende Menschen erreichen kann. Trotzdem versuche ich was ich kann, um Menschen wie Dich zum Nachdenken zu bewegen. Das erreiche ich nur durch mein Handeln, indem ich entweder Bilder zum Meeresspiegelanstieg an der Nordseeküste erstelle oder meine verzweifelten Recherchen und Gedanken teile.
Was denkst Du, warum tun wir so wenig, um diesen Planeten vor der Katastrophe zu retten?
Wahrscheinlich weil es langsam passiert, denke ich. Wir merken den Vorgang kaum, da unsere Lebenszeit im Sinne der Erdzeitalter sehr kurz ist. Und trotzdem können wir die Erderwärmung bereits spüren.
Früher habe ich mich echt wenig mit den Problemen der Umwelt oder dem Klima beschäftigt. Waren ja nicht meine Probleme und irgendwer wird sich schon darum kümmern, das war ja schon immer so. Es ging uns gut, wir hatten genug von allem und die Müllabfuhr entsorgt die restlichen Probleme ja auch irgendwie – genauer wollte ich das auch nie wissen, man lebt in Deutschland, da glaubt man, dass der Staat genau hinschaut und keine Fehler macht. Aus den Augen aus dem Sinn. So hatte ich noch vor nicht allzu langer Zeit tatsächlich gedacht. Das hat sich geändert und genau darum bist Du jetzt hier. Danke dass Du Dir Sorgen machst, denn diese sind wirklich berechtigt:
Klima- und Naturschutz: Es muss erst „Klick“ machen
Klimaschutz richtig zu verstehen war für mich wie mit dem Rauchen aufhören. Man weiß wie schädlich alles ist, will gerne etwas tun, bekommt es aber nicht hin, weil man zu sehr vom Konsum abhängig ist. Und wie beim Aufhören mit dem Rauchen, lügen wir uns die Argumente zurecht, wie wir diese brauchen.
Natürlich wusste ich ca. 2007 noch nicht wirklich, was der Klimawandel bedeutet. Zu dieser Zeit hatte ich ganz andere Probleme, mit denen ich mich beschäftigte. Sicher ist es bei Dir ähnlich: Man geht arbeiten und hat nicht so viel Zeit übrig, die Welt zu retten. Dass es den NABU, WWF oder Greenpeace gab, fand ich immer toll – aber es war außerhalb meiner gedanklichen Reichweite, was die Leute dort tun, wer es bezahlt und organisiert. Der Groschen war bei mir einfach noch lange nicht gefallen. Vermutlich schützte ich mein Ego mit Ignoranz und Egoismus, da es so leichter fällt wegzuschauen – so machen es auch heute noch die meisten Menschen und die wenigstens meinen es böse, es hat sie nur noch nicht wirklich erreicht.
Ich rauchte viel, wusste vom Klimawandel nur so viel, dass es tragisch ist, dass es immer wärmer wird. Vor 10 Jahren wusste ich aber auch, dass jede einzelne Zigarette mein Leben verkürzen wird – aufhören konnte ich trotzdem nicht, obwohl ich es mir sehnlichst wünschte. Ich habe es mit allem Mitteln und immer wieder versucht, Seminare gebucht und Büchern gelesen, nur um die Sucht endlich zu besiegen. Doch jeder Versuch war vergebens, bis …
Eines Tages fragte mich jemand, ob ich denn mein Kind nicht so lange wie möglich in seinem Leben begleiten und beschützen möchte!? Ich fand es absurd mir so eine so offensichtlich blöde Frage zu stellen, fühlte mich angegriffen und erwiderte, dass es nichts gäbe, was mich davor abhalten würde genau das zu tun. „Warum rauchst Du dann?“, war die fragende Antwort.
Ich dachte darüber nach, diese Aussage brachte es auf den Punkt und traf mich mitten ins Herz. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr erkannte ich, was das gewohnheitsmäßige und häufige Rauchen für ein Unsinn ist. Wie man das eigene Organ absichtlich schädigt, indem man in dieses mit Chemikalien angereicherte verbrannte Staubpartikel inhaliert. Ich könnte mich auch genauso gut verstümmeln – hätte sicher den gleichen Nutzen. Mir fehlte bis zu diesem Tag nicht der Wunsch mit dem Rauchen aufzuhören – es fehlte mir nur ein richtig guter Grund!
So hörte ich auf. Von zwei Schachteln am Tag auf 0. Ich brauche es nicht mehr. Das ist genau der Glaube, der auch bei der Klimakatastrophe eintreten muss. Erst wer versteht, was die Konsumsucht anrichtet, wird anfangen das eigene Verhalten zu ändern und hoffentlich andere davon zu überzeugen.
„Ich könnte echt schlecht schlafen, wenn ich darüber nachdenke, darum lasse ich es!„, wurde mir vor ein paar Wochen in einem Gespräch mit einer Freundin entgegengebracht, um das unangenehme Thema Klimakatastrophe zu beenden.
Den Flug in den Urlaub kompensieren
Aktuell schreiben wir das Jahr 2019 – kurz nach dem mit 30°C Grad heißesten Sommer in der Geschichte Alaskas. Wir hatten unseren Flug ins heiße Spanien schon am Anfang des Jahres gebucht. Was liegt näher, wenn man dann wenigstens den CO2 Ausstoß des Familienfluges kompensiert? [yellow_box]
Ein Flug von Bremen nach Alicante in Spanien verursacht in einer Boeing 737-800
Klimawirkung: 2.449 kg CO₂
Klimawirkung pro Person: 816 kg CO₂
Flugdistanz: 3.662 km
Maximale Flughöhe: 12.500 m
CO₂-Emissionen: 905 kg
Kondensstreifen, Ozonbildung usw. 1.544 kg
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Wir haben unseren Flug bei Atmosfair ausgeglichen (kann man auch toll verschenken). Das macht den Ausstoß zwar nicht rückgängig, aber durch viele Projekte vom Wasserkraftwerk bis Aufforstung, die jährlich von den Vereinten Nationen geprüft werden, kann man etwas zur CO2 Einsparung in der Zukunft leisten! Leider tun das viel zu wenige Fluggäste – aktuell ist es eher ein Tropfen auf den heißen Stein oder heiße Erde?
Die Hater warten schon
Kaum hatte ich die Gelegenheit genutzt, ein Bild des Zertifikates auf allen sozialen Netzwerken zu zeigen kamen natürlich auch gleich die ersten Hassbotschaften der Klimaleugner und der rechten Szene. Es ist so traurig, dass es so dumme Menschen gibt, dass man echt heulen könnte. Die Diskussion mit diesen Individuen habe ich aufgegeben, es stachelt mich nur noch mehr an, mehr zu leisten! Inzwischen wandern beleidigende oder Hasskommentare gleich in den Mülleimer. Doch es gibt ja auch die andere Seite, die Menschen, die aufstehen und andere Mitreißen, wie z.B. es ein recht junger Mitbürger es dieses Jahr alleine mit seinen Freunden geschafft hat sogar eine Wahl zu kippen:
Auch Du kannst ein Rezo sein!
Es war kurz vor den Wahlen und Du hast es vielleicht auch mitbekommen, ein neues YouTube-Video verbreitete sich wie verrückt. So ein Typ mit blauen Haaren schien eine kräftige Bugwelle durch die sozialen Kanäle zu hauen, dass man nicht länger wegsehen konnte. Auf Twitter wurde ich dann direkt mit den ersten Kommentaren meiner Freunde konfrontiert und ich hatte noch immer keine Ahnung. Das „Rezo“-Video hatte für mich einen sehr „klick“-unfreundlichen Namen „Die Zerstörung der CDU“. Ich hatte eigentlich keinen Bock drauf, klickte aber trotzdem. Schon unglaubliche 3 Millionen Menschen hatten schon vor mir den … WAS 50 MINUTEN LANG … Film angesehen. Ok, dann muss es ja schon was Besonderes sein. Hier ist es nochmal für alle, die es bis jetzt verpasst haben:
Boom! In den ersten Minuten gleich total geflasht und den ganzen Film von Rezo am Stück reingezogen. Sieh es Dir an, wenn Du es noch nicht kennst. Das, was der Vlogger da geschaffen hat, gab es in unserem Land wohl noch nicht. Ein einzelner Bürger kippt die Wahlen mit seiner Aufklärung. Ganz großes Kino, für das ich ihm echt dankbar bin.
Beim Studieren der einzelnen ‚Beweise‘, auf die er im Film hinweist, las ich mich immer tiefer in Dinge, die mich vorher nur selten erreicht haben. Ich war geschockt, wie diese Themen an mir vorbeigehen konnten. Wie in einem Retro-Adventure grub ich tiefer und tiefer um Vorgänge in unserer Politik zu verstehen.
Ich baute mir bis heute mein eigenes Nachrichtennetzwerk aus vertrauenswürdigen Magazinen und Wissenschaftlern auf, um nicht auf die oft plappernden Medien angewiesen zu sein. Man liest die Headlines gelegentlich auch ein paar Tage bevor die anderen Nachrichtenquellen die Themen ausschlachten oder für sich umbauen. Wenn Du Dich dafür interessierst was da draußen vor sich geht, bilde Dir Deine eigene Meinung. Das kostet Zeit, doch nur so kommst Du aus den Lobbynachrichten raus, die die Nachrichten so umbauen, dass Du möglichst viele Werbebanner zu sehen bekommst.
Hier werden unglaubliche Summen verdient und wieder investiert um Medien zu kaufen oder Meinung im Volk zu bilden. Der Mensch heute hat wenig Zeit, weshalb dieser auch schneller zum Herdentier wird und anderen das nachplappert was diese von sich geben. So bleibt jeder schön ohnmächtig und klickt brav die Werbebanner, weil man ‚eh nichts ändern kann‘.
Nur so sind die Gehälter der oberen Gesellschaft sicher. Nur um weiter am Konsum der Menschen zu verdienen, die doch bitte alles glauben sollen, was kommuniziert wird. Wird schon nicht so schlimm werden.
Doch, es wird schlimm! Und wahrscheinlich wird es sogar noch schlimmer, als wir uns das alle auch nur vorstellen können.
Leider will diese wissenschaftlichen Informationen keiner wahrhaben. Kaum steigt ein Wissenschaftler in ein Flugzeug, gelten seine Ergebnisse heute nicht mehr. Es wird Dreck über Menschen ausgekippt, um diese unglaubwürdig zu machen. Und was wissen denn die zwölftausend Wissenschaftler schon. Unsere Kinder, die auf die Straße gehen, um sich ein Recht auf eine eigene Zukunft einzufordern, soll diese mit Strafe verwehrt werden! Glaubt lieber unfähigen Politikern, die von teuren Beratern der Lobbyisten ‚bestens‘ informiert werden. Bilde Dir Deine eigene Meinung und grabe selber … tiefer!
Die schockierenden Einstellungen im Freundeskreis
Vor der letzten Wahl kam ich auf die Idee Freunde nach deren Meinung zu fragen, wie diese mit der Klimakrise umgehen, wie sich die Klima-Entwicklung auf Ihren Wahlgang auswirkt und wie diese über eigene Maßnahmen denken. Ich wollte wissen, was andere tun wollen, wie es mit der Politik weitergehen soll und was man zum Klimaschutz beitragen kann (wenn man den Ernst der Lage begriffen hat. Dazu muss man jedoch erst Level 1 geschafft haben: „Das Problem mit dem Rauchen aufhören“, oben).
Ich fragte herum und erntete schockierende Antworten! So erschreckend, dass ich diese hier mit euch teilen muss:
1. Die einen haben Angst, dass man ihnen den Verbrennungsmotor wegnimmt, um nicht mehr zu Arbeit zu kommen (wortwörtlich).
2. Andere möchten nicht über die Klimakrise nachdenken, weil man dann ja nicht mehr schlafen könne. (Eine Antwort von einer Mutter)
3. Wiederum andere bringen das Leergut nicht zurück und werfen es aus Bequemlichkeit in die schwarze Tonne. (Mutter von zwei Kindern)
4. Ist mir egal, ich kann eh nichts dagegen tun. (Vater von einem Kind)
5. Dann bin ich doch schon tot. (Ewiger Single)
6. Ich geh nicht zur Wahl – warum auch? (Vater von zwei Kindern)
Wenn ich das Gefühl beschreiben sollte: Mich lähmt so ein ignorantes Verhalten, vor allem da ich diese Menschen teils zu meinen Freunden zähle. Wie ignorant kann man denn sein, so über die Zukunft unserer Kinder und Enkel zu denken?
Dem Klimawandel ist es egal, ob man ihn leugnet!
Frag doch bitte Deine Freunde, wie sie über die Zukunft denken und was diese dafür leisten. Aber sei vorbereitet auf alles, denn es könnte sein, dass die Antworten nicht die sind, die Du hören möchtest. Kennst Du vielleicht noch ein paar Antworten, würde mich echt interessieren und ich freue mich echt riesig über Deinen Kommentar.
Wenn wir Menschen das Problem verursachen, liegt es an uns, diese Probleme zu lösen
Wir müssen unsere Denkweise ändern! Wenn unsere Kinder eine Zukunft haben sollen, dann müssen wir diese schnell ändern. Von selbst wird nichts passieren und die Großkonzerne werden einfach weiter fleißig Geld verdienen. Wenn wir nicht aufstehen und unseren Protest ausweiten, etwas tun und vor allem versuchen andere davon zu überzeugen, dann haben unsere Kinder keine Zukunft. Und ich möchte nicht sagen: Sorry Kinder – damals, 2019, als wir noch hätten was reißen können, waren gerade Landtagswahlen. Und die Sache mit dem Kohleausstieg lief echt nicht gut an.
Das war nur der Anfang – es kommt noch viel schlimmer
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr drängt sich der Gedanke auf, dass wir den Punkt des Umkehrens bereits überschritten haben. Aber die Hoffnung möchte ich nicht aufgeben, dass auch meine Tochter alt werden kann, ohne im Alter in höhere Lagen fliehen zu müssen.
Der unberechenbare Dominoeffekt: Einen interessanten Video-Beitrag mit Prof. Stefan Rahmstorf im Interview. Er ist der Co-Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor für die Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Das Video ist vielleicht etwas ‚träge‘, aber Wissenschaftler sind in der Regel keine Rockstars (außer vielleicht Prof. Dr. Harald Lesch).
Die Manipulation der Andersdenkenden
Tja, ich sehe es leider immer wieder und wäre manchmal froh, ich könnte das, was ich mir inzwischen angeeignet habe, einfach vergessen. Nach dem Motto, ‚Das Glück ist mit den Doofen‘, haben Zweifler ja nichts zu verlieren – sie sind entweder Marionetten der Industrie oder glauben vielleicht wirklich daran, dass uns in der Zukunft nichts Böses droht. Ja, schön wäre es. Kennst Du die Geschichte mit dem Bus? Ist ein leider köstlicher Vergleich zur aktuellen Situation.
Du liest noch immer weiter? Dann möchte ich Dir abschließend noch einen Film aus dem Jahr 2007 empfehlen. Richtig aus 2007, da habe ich mit dem Rauchen aufgehört :-D Wer hätte gedacht, dass Leonardo DiCaprio (ein US-amerikanischer Filmschauspieler, Produzent, Oscar-Preisträger und sehr engagierter Umweltschützer) bei Instagram heute über 36 Mio. Follower hat. Nicht weil er wieder einen unterhaltsamen Film gedreht hat, sondern weil er sich sein Leben (und sein Geld) nur einem Thema verschrieben hat. Klickt mal rein, das erkennt man leicht und ist wirklich sehr beeindruckend. Es müsste nur mehr Menschen geben, die mit dieser Reichweite zu den Menschen sprechen würden. Ein Film, der vielleicht auch Dir gefallen könnte – wenn Du Dich traust den Film anzusehen, wird das Deine Sichtweise ändern.
Leonardo DiCaprios ‚The 11th Hour – 5 vor 12‘
In jeder Werbepause werden die Menschen auf mehr Konsum, mehr Kaufen gedrillt
Das muss aufhören. Braucht man wirklich alles, was verkauft wird? Zu wessen Lasten wird denn produziert? Versuche defekte Geräte zu reparieren und kauft nur solche, die sich auch nach ein paar Jahren noch reparieren lassen. Es gibt inzwischen immer mehr Repair Cafés (hier in Aurich) wo man Dinge mit der Hilfe anderer menschen reparieren kann.
Was soll ich jetzt tun? Informiere Dich und unterstütze Projekte zum Klimaschutz. Davon gibt es mehr als Du denkst! Informiere Dich weiter und verteidige das, was Du gelernt hast. Viele Menschen wollen Dir nicht glauben, mach was Du besonders gut kannst. Und denke immer daran, wir müssen auch die Idioten retten, selbst wenn diese das nicht wollen. Doch irgendwann werden auch die es verstehen, dass wir nicht anders konnten ;) Wenn Du möchtest teile diesen Beitrag mit anderen, die vielleicht auch mehr über die aktuelle Lage nachdenken sollten.
Quelle(n) und weiterführende Links:
NABU
WWF
Greenpeace
Aufbereitete Daten und verschiedene Projekte der Erdobservierung bietet die ESA mit Earth Online.
DNR Deutscher Naturschutzring
Germanwatch e.V
Der berechnete Anstieg des Meeresspiegels bei 2 Grad und bei 4 Grad Klimaerwärmung am Beispiel von Niedersachsen, hier im Jahre 2100:
https://choices.climatecentral.org/#9/53.4709/7.4841?compare=temperatures&carbon-end-yr=2100&scenario-a=warming-4&scenario-b=warming-2
Wer mag, kann hier in unserem Blog auch mal testen, wie hoch über dem Meeresspiegel die eigene Stadt gerade liegt – dann schlagt noch die zu erwartende Erhöhung drauf, ist spannend ob euer Haus in hundert Jahren noch steht.