Digitale Musikrevolution und unsere unsterbliche Helden

Was wäre das Leben ohne Musik auf dem Computern? Für mich einfach undenkbar. Geprägt durch den Sound der frühen Spiele – hier begegnen uns Musiker wie Rob Hubbard (Crazy Comets, Monty on the Run …) dessen Slides auch heute noch in meinen Gedanken nachklingen oder Martin Galway, der Tunes für Wizball, Arkanoid oder sogar Wing Commander schrieb. Und das sind nur zwei von vielen Musikern, deren Kompositionen vergessen bleiben. Die Demoszene birgt ebenso viele Musiker, wenn ich nur an Bjorn –Dr. Awesome– Lynne oder Purple Motion denke, die ich früher rauf und runter hörte.

Doch in einer Sache, waren die meisten sich einig. Im Programmieren der Musik, die im Gegensatz zu klassischen Instrumenten wirklich „eher“ programmiert wurde lag für jeden mit Hang zur Musik der heilige Grahl. Das Titelbild zum Post zeigt eines dieser bekanntesten Tools: Den Screamtracker. So konnte man zumindest in den 90ern die Ton-Spuren visualisieren um Noten und Effekte sichtbar in mehreren Spuren programmieren zu können und diese in Patterns abzulegen, die man in beliebiger Reihenfolge später zum Song zusammensetzen konnte. In den meisten Abspielprogrammen sieht man die Menge an in Echtzeit verarbeiteter Informationen und somit auch die Arbeit der Künstler leider nicht.

Eine kurze Pausenmusik, ehe es gleich weiter geht:

Wärend wir Purple Motions Track „When the Heavens fall“ lauschen, kann ich ja weiterschreiben. Doch sollte ich etwas weiter ausholen, denn was für die einen klar ist, muss nicht für alle gelten, daher eine kleine Einführung dazu, wie sich Musik auf dem Computer über die Jahre entwickelt hat.

Von Frequenzmodulierter Synthese zu MIDI und dann zu MOD, so könnte man sich den Ablauf der Musik-Geschichte auf dem Heimcomputer zu dieser Zeit vorstellen.
Wobei Midi eher im professionellen Musiker-Bereich zu finden war, deckte der MOD Bereich den bezahlbaren Hobby-Musik Bereich ab, wir waren ja ‚arme Schüler‘. Erinnerst Du Dich an diese typischen Anzeigen zu der Zeit? „Armer Schüler sucht …“ – lese ich heute garnicht mehr. Ok zurück zum Thema ;-) Eben dieser Hobby-Bereich war z.B. die DemoSzene, wo diese Kompositionen in Intros eingebaut wurden oder auch gelegentlich bei kommerziellen Spielen. Der Vorteil war die geringe Dateigröße und auch die Freiheit mit x-belibigen Instrumenten (die Anfangs noch auf „Sampledisks“, z.B. auf den Fred-Fish Disks erschienen) eigene Musik zu erstellen. Programmiertechnische Routinen waren durch die große Fangemeinde weit gestreut und so erfreute sich dieser Standard einst (und eigentlich auch noch heute) großer Beliebtheit.

Was ist das MOD?

Es sind Modul-Files nach verschiedenen Standards (MOD,XM,S3M,669, IT und andere um mal ein paar davon aufzuzählen) die recht einfach umschrieben jeweils die Instrumente und die Noten oder besser Patterns in sich enthalten. Dazu brauchte niemand unbedingt ein professionelles Equipment, doch einige Freaks (vor allem aus älterer Zeit) nahmen Ihre Synthesizer-Instrumente auf (sprich „sampeln“) und spielten die Pattern über ein Keyboard, welches am MIDI-Port des Rechners hing ein. Nicht sehr neu denken jetzt einige, doch andere wiederum programmierten die Musik nur, fast wie in einem Editor – OHNE ein Midi-Keyboard. Auch das war mit Trackerprogrammen, wie sich die Autoren-Programme nennen möglich. Hier ein Bild, wie es in so einem Programm aussieht, das leider nicht ohne dicke Lektüre (siehe http://www.united-trackers.org/resources/handbook/ als Word97 oder TXT Format) zu verwenden/empfehlen ist. Module können sehr hohe Qualität haben, eine Unterstützung von bis zu 64 Kanälen (je nach Tracker) und sind um eine viel kleiner als WAV-Dateien.

PixelZ-Soundtracker Collection
PixelZ-Soundtracker Collection – ein Cover das ich zu der Zeit erstellt hatte, hat tatsächlich überlebt. PixelZ wollten wir uns damals nennen … naja, wir waren ja Namenlose ;-)

Mod-Player:

Auch davon gibt es eine Menge. Hier streiten sich jedoch ein wenig die Geister, welcher ist der beste? Nun – ich würde ModPlug empfehlen.
Er läuft stabil und klingt sehr gut, enthält keine Spyware und spielt auch andere Soundformate ab – was die wichtigsten Kriterien sind. Hin und wieder kam es, dass andere Player (leider auch Deli, der bis dato zu meinen Favoriten gehörte) ein MOD eben nicht sauber abspielten. So testete ich hin und her und landete immer wieder bei ModPlug.

Mod-Tracker:

So viele Tracker! Um ein paar zu nennen, da wären Fast Tracker(der Standard), Impulse Tracker, Mad Tracker, Scream Tracker, Buzz Tracker, NoiseTrekker, and Velvet Studio… Wen das mehr interessiert, sollte bei der Maz-Sound mal vorbeisehen, dort findet man z.B. auch mehr Instrumente und muss sich nicht bei anderen Artists ihren Instrumenten bedienen oder alles selber digitalisieren, wenn man mal etwas selber machen möchte. Warum ich den OpenMPT verwende? Nun – er läuft unter Windows, was bei diesen Programmen NICHT selbstverständlich ist und er wird immernoch weiterentwickelt. Zudem ist es für „Flasher“ das Ideale Soundtool – einzelne Patterns einmal aufgebaut, lassen sich als Wave oder MP3 exportieren – und mal ehrlich, probiert es aus – kein Werkzeug ist idealer um saubere Soundloops zu erstellen! Und einfacher als alles andere was mir bisher unter die Finger kam.

Ich hoffe, dass ich den Segen der Musiker und Künstler habe, deren Werke aus der PreGoogle-Epoche hier den Ohren meiner Besucher anzubieten. Vielleicht teilt ja noch jemand den Gedanken an die Soundtracker Historie. Ok, dann gibts nach dem ganzen Geschwafel jetzt endlich mal was auf die Ohren. Ein paar Favoriten im Originalformat und weiter unten ein paar MP3s zum direkten reinhören:

Da es im Internet auf so vielen Seiten riesige Sammlungen an Mod-Files gibt,
kommen hier nur hin und wieder ein paar meiner Favoriten rein.

Vielleicht mal ein Lauscher wert ? Für alle jene, die (noch) nicht über einen MODul-Player verfügen und
trotzdem mal gern reinhören möchten um sich ein Bild zu machen,
hier die MP3-Version vom ersten Titel in der Liste:
Zastars Voices of Evergreen
Man beachte die Dateigröße 170 KB als Mod zu 3 MB als Mp3. Als ich noch ein 56k Modem nutzte, hätte das MP3 für die Übertragung 1 Stunde und 20 Minuten gebraucht. Die MOD-Datei brauchte mit dem 56K ’nur‘ 4 Minuten, es enthält ja nur die Instrumente und den „Bauplan“ für den Song.

Noch ein kleiner Auszug aus meinem staubigen Mod Keller

Link Titel des Stücks Typ Artist und Releasedate Art Filegröße
download Voice of Evergreen IT ZaStaR, 1999 Relaxing :-) 170KB zipped
download Nostalgia II PT Youthenasia, 1993 Ambient 171KB zipped
download Paradise PT Redribbon, 1992 Rythm/Ambient 88KB zipped
download Paradoxia FT2 Dnatrance, na Trance 1.7 MB zipped
download Hypnotic Vampire FT2 Heatseeker, 1998 (hard)Trance 5.0 MB zipped
download When the heavens fall… ST3 Purple Motion, 1994 Freestyle 550KB zipped
weitere Files werden in einigen Abständen folgen – oder hast Du einen Vorschlag?

Reinhören – keine Ausreden jetzt ;)

Candy Girl by a-move and velvet

Alien Earth, Lemm

When the heavens fall, Purple Motion


FastTracker 2 XM AA_CHERU

Der Artikel ist diesen Künstlern gewidmet – Nur „Danke“ … kann es eigentlich nicht ausdrücken, was ich hier empfinde – aber darum trage ich es zusammen, vielleicht erinnert sich noch jemand oder bewundert diese Musik so wie ich.

Weiterführende Links
Es ist so traurig, so viele Seiten sind inzwischen offline. Viele unserer Idole sind auch schon nicht mehr bei uns, doch … hier endlich die Links:

MOD Archive
http://modarchive.org/ Der größte Container mit Trackermusik im Internet rund um die Formate MOD, S3M, IT, XM, MTM …

FM Synthesis Heaven
http://www.astercity.net/~malf/
http://adlib.wave460.net/
Malfunctions Seite richtet richtete sich an die Freunde von CHIP-Sound und beinhaltet hauptsächlich Dokumentationen und Programme die sich als nützlich erweisen wenn man sich mit Yamaha OPL2/3 oder 4 Chips beschäftigt. Scheinbar jetzt doch offline :( Aber ich habe hier noch seine Sammlung aller AdLib/OPL FM Module. Ein unverkennbarer Sound, der auch mit dem freien AdPlug sogar unter Windows abgespielt werden kann.

Remix.Kwed.Org http://remix.kwed.org/ Remixte Fassungen unvergessener Klänge – wie die Namen der Chipmusicans Rob Hubbard, Martin Galway, David Dunn, Ben Daglish oder Chris Huelsbeck.

Keep the oldsk00l spirit alive! oder wie Jan Delay in „Feuer“ singt: Denn das Wichtigste ist, dass das Feuer nicht aufhört zu brennen – Denn sonst wird es ganz bitterlich kalt. Ja, die Flammen im Herzen, die sind durch nichts zu ersetzen. Darum halt sie am Laufen mit aller Gewalt!

Jürgen

Jürgen

Ich bin Jürgen und als glücklicher Familienpapa und arbeite als Mediendesigner in Wiesmoor und entdecke mit unserer kleinen Familie die Welt. Was uns wichtig erscheint, müssen wir hier in unserem Blog niederschreiben. Abonniere uns, damit du immer auf dem Laufenden bleibst: Wir posten Fotos auf Instagram und haben dem Podcast nun auch einen Kanal unter Friesenzeit dort eingerichtet :-) Bis bald! PS: 'Nakieken' ist übrigens Plattdeutsch und bedeutet soviel wie "genauer hinsehen" und genau das ist Programm hier im Blog.

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